Texte schreiben kann jeder - oder? Natürlich tragen wir alle die Kreativität und das Gefühl in uns, um richtig gute Songtexte zu schreiben. Dennoch ist die Textdichtung mehr als nur ein Zufall. Sie ist ein Handwerk, das ebenso erlernt werden muss wie die Musik. Und ebenso wie in der Musik spielen sowohl Talent als auch jahrelange Übung eine Rolle.
Eine frühe Begeisterung für Texte und die Liebe zur Sprache sind sicherlich gute Voraussetzungen. Damit ist es jedoch nicht getan. Neben einer flüssigen Ausdrucksweise und korrekter Grammatik enthalten gute Songtexte zum Beispiel Reime, sprachliche Bilder, eine angemessene Struktur und sinnvoll eingesetzte stilistische Mittel. Gerade Reime werden dabei für Laien oft zur Stolperfalle: Schnell entstehen beim ungeübten Songwriting Varianten der Haus-Maus-Art, die den Text eher kindisch als gefühlvoll klingen lassen. Auch das Schreiben ohne Reime bringt Herausforderungen mit sich. Ein freier, ungereimter Text folgt seinem ganz eigenen Rhythmus, der nicht greifbar und dennoch vorhanden ist. Ein sicheres Sprachgefühl entwickelt sich über viele Jahre und Tausende von Texten und ermöglicht dann die professionelle Textdichtung. All dies fällt beim Hören nicht bewusst auf, erzeugt aber eben diesen Eindruck von Besonderheit, die uns Lieder lange im Gedächtnis bleiben lässt.
Musiktexte, die berühren sollen, müssen außerdem authentisch sein. Dabei können sie durchaus von Themen erzählen, die der Songwriter nicht selbst durchlebt hat; dennoch bleibt das Gefühl dahinter echt und klingt durch. Ein solches Gefühl bewusst abzurufen, um dann darüber schreiben zu können, ist eine Gabe, die sich durch Übung entwickelt - und die sich lohnt. Denn nur eine ehrlich empfundene Emotion kann sich auf den Hörer übertragen. Texte ohne echtes Gefühl wirken hingegen platt und wecken selten lang anhaltendes Interesse.